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Die Landwirtschaft

- Essen und Trinken -

Eine sicher nicht uninteressante Frage ist: Was aßen und tranken unsere Poeler Vorfahren? Denn die Eß- und Trinkgewohnheiten sagen auch immer etwas über die damalige Lebensqualität aus. Wirklich aussagekräftige Quellen zu dieser Thematik konnte ich für Poel bisher nicht finden. Die überlieferten Bedingungen aus anderen Gegenden in Mecklenburg lassen sich aber größtenteils und bedenkenlos auch auf Poel übertragen.

Zunächst: eine typisch mecklenburgische oder gar Poeler Küche gab es in der Vergangenheit nicht, eher eine ländlich-norddeutsche Küche mit gegebenenfalls regional ausgeprägten Besonderheiten.

Im Gegensatz zu heute, wo nahezu alle Lebensmittel jederzeit verfügbar sind, war die Ernährungssituation in frühreren Zeiten stark saisonal und regional abhängig. War der Fleischkonsum im Mittelalter noch recht hoch, war die Kost der Menschen in der Neuzeit eher von pflanzlichen Produkten geprägt. Wichtige Lebensmittel bis etwa 1800 waren Getreide wie Gerste und Roggen, Hülsenfrüchte wie gelbe Erbsen und Bohnen, sowie Kohl. Grundbestandteil jeder Mahlzeit war zum einen Brot - ein dunkles, schweres Roggenvollkornbrot, das zunächst immer für mehrere Tage in eigens hierfür errichteten Backhäusern vorgebacken wurde. Solche Backhäuser befanden sich auf jedem größeren Hof. Später kam der Beruf des Bäckers auf. Schon 1794 wird in Kirchdorf ein Bäcker namens Friederich Berner erwähnt, obwohl das selbst-backen noch lange beibehalten wurde. Zum anderen spielte Gersten- oder Hafergrütze eine wichtige Rolle in der täglichen Ernährung. Daneben noch Pökel- und Räucherfleisch. Zudem war auf Poel natürlich Fisch ein wichtiges Lebensmittel. Die Morgenmahlzeit war zumeist eine Mehl-, Milch-, oder Graupensuppe mit etwas Brot. Zu den Mittagsmahlzeiten waren es Eintöpfe auf Kohl- oder Hülsenfruchtbasis mit mehr oder weniger reichhaltiger Fleischeinlage. Erbsen spielten hier vor der Einführung der Kartoffel eine bedeutende Rolle. Die Mittagsmahlzeiten wurden für die halbe Woche im Kessel über dem noch offenen Herdfeuer vorgekocht und mussten dann nur noch aufgewärmt werden. Die Mahlzeiten auf den Bauernhöfen wurden vom Bauern, seiner Frau und den Kindern gemeinsam mit dem auf dem Hof beschäftigten Gesinde eingenommen, wobei es eine vorgeschriebene Sitzordnung gab. Oft kam dasselbe, vorgekochte Gericht mehrmals täglich auf den Tisch. Männer und Frauen nahmen ihre Mahlzeiten noch getrennt ein. Für Abwechslung sorgten, je nach Jahreszeit noch Obst, Beeren (auch zu Mus gekocht) und Nüsse.  Eine bedeutende Veränderung erfuhr die damalige Ernährung zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als der Kartoffelanbau sich in Mecklenburg langsam durchsetzte. Die Kartoffel ersetzte schnell Erbsen und Getreide als Grundnahrungsmittel.

Insgesamt betrachtet stellt sich die Küche der damaligen Zeit kalorienreich, nahrhaft und rustikal und je nach sozialem Stand der Menschen auch karg und sehr einseitig dar. 

Früher waren die Menschen Selbstversorger. Jeder Bauer, Kätner und Büdner hatte seinen mehr oder weniger großen Garten am Haus, in dem das für die Ernährung der Familie wichtige Gemüse angebaut wurde. Auch Obstbäume fanden sich in jedem Bauerngarten. In der warmen Jahreszeit mussten Vorräte für den Winter angelegt werden wie auch Saat- und Pflanzgut für das kommende Frühjahr. Übliche Konservierungs-methoden waren Trocknen, Säuern und Räuchern. Gut lagerbare Lebensmittel waren Getreide und Hülsenfrüchte wie auch der für Poel lange Zeit so berühmte Weißkohl, der als Sauerkraut ein wichtiger Vitaminlieferant in der kalten Jahreszeit war. Auch Dörrobst spielte eine wichtige Rolle in der Ernährung. Äpfel wurden im Keller eingelagert, Zwiebeln in Zöpfen an trockenen Orten aufgehängt und dienten ebenso bis zur nächsten Ernte als Frischobst bzw. -gemüse. 

In den kalten Wintermonaten wurden die Hausschlachtungen durchgeführt. Es wurde alles verwertet, was das Schlachtvieh hergab. Das Blut wurde für die Wurstherstellung verwendet oder als “Swattsuer” (Schwarzsauer), eine Art Blutsuppe gegessen. Die Därme wurden ausgewaschen und ebenfalls für die Wurstherstellung benutzt. Talg und Flomen wurden zu Schmalz verarbeitet und in großen Kesseln wurde Wurst gebrüht. Würste und Schinken wurden in Räucherkammern über Wochen kalt geräuchert und so haltbar gemacht. Später, mit Verbesserung der Konser-vierungsmethoden wurden Blut- und Leberwurst auch in Gläsern “eingeweckt”. Solche Schlachttage wurden oft mit Nachbarn und Freunden durchgeführt und hatten durchaus gewissen Fest-Charakter. 

Getrunken wurde in frühen Zeiten meist ein dünnes, selbstgebrautes Bier, denn das Wasser hatte damals längst nicht die Qualität wie unser heutiges Trinkwasser. Auch Branntwein wurde viel getrunken - manchmal auch zuviel. Damals nicht anders als heute...     

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Mit dem Einzug der Moderne änderten sich auch die Eß- und Trinkgewohnheiten. Auf den neu errichteten Höfen wurden Leuteküchen für das Gesinde eingerichtet und die Mitglieder der Hofbesitzerfamilie blieb bei den Mahlzeiten unter sich. Früher teure Lebensmittel wurden langsam erschwinglich und andere, zuvor unbekannte kamen hinzu. So fanden sich bald auch in einfachen Haushalten Zucker, Reis, Kakao, Tee und Kaffee aus dem örtlichen Kolonialwaren-Geschäft. Brot wurde nicht mehr selbst gebacken, sondern beim Bäcker gekauft und Sonntags leistete man sich ein Stück Kuchen. Die ehemals offenen Herdfeuer waren längst “modernen” Küchenherden gewichen, die nun vielfältige Arten der Zubereitung zuließen. Auch hier kamen die neuen Formen der Konservierung wie das "Einwecken" hinzu und auch die Konservendose wurde zunehmend genutzt.

     Der Kirchdorfer Kaufmann Stange um 1910 vor seinem Krämerladen

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